Die Geschichte der Pressefreiheit im Mittleren Osten und in Nordafrika während des vergangenen Jahrhunderts ist eine Geschichte, die durch das Zusammenwirken mehrerer politischer, wirtschaftlicher, sozialer und technologischer Faktoren bestimmt wird. Zu den wichtigsten politischen Faktoren gehören der arabische Nationalismus, der die Grundlage war für die Rückforderung der Unabhängigkeit von der ottomanischen Herrschaft und vom französischen und britischen Kolonialismus.

In einer vom ottomanischen Reich beherrschten Region dienten die Zeitungen, die seit Mitte des 18. Jahrhunderts existierten, türkischen Regierungskreisen oder ausländischen Botschaften als Mittel der Einflussnahme. Eine private arabische Presse erschien erst Mitte des 19. Jahrhunderts, und zwar in Ägypten in einer Epoche der kulturellen und intellektuellen Renaissance in den 1860er und 1870er Jahren. Diese Renaissance genoss die Unterstützung des Liberalen Khedif Ismail, der Ägypten zwischen 1863 und 1879 regierte.

Mit der Zerstückelung des ottomanischen Reiches und dem Beginn des französischen und englischen Kolonialismus tauchte eine neue Presse in der Region auf. Zunächst wurde eine Presse von den europäischen Kolonisten, vornehmlich von den Franzosen, auf die später die Einheimischen folgten, in Marokko, Algerien, Tunesien, Syrien und im Libanon eingerichtet. Die Engländer zogen es vor, die in Ägypten entstehende politische Presse zu kontrollieren, anstatt diese selbst in die Hand zu nehmen.

Ab 1945 wurde die Presse dann das bevorzugte Instrument in dem Kampf um Unabhängigkeit. Die an diesem Kampf Beteiligten, unter ihnen viele Journalisten, wurden von den Kolonialbehörden mit Gefängnis, Folter und Exil bedroht. Ihre Zeitungen wurden beschlagnahmt oder verboten. Die arabische Presse war eingeschränkt.

Nach der Unabhängigkeit wurden die Forderungen nach Freiheit und Individualrecht von der Notwendigkeit verdrängt, die Wirtschaft aufzubauen. In Algerien führte die Nationale Befreiungsfront (FLN) das Einparteiensystem ein. Die Journalisten wurden zu Funktionären im Dienste der sozialistischen Revolution, das Regime tolerierte eine Oppositionspresse. Die Journalisten wurden häufig der Zensur und einer Gesetzgebung unterworfen, die im Namen des Schutzes der öffentlichen Ordnung unabhängige Kritik unterdrückte.

Die einzigen Journalisten, die in völliger Freiheit schreiben konnten, waren die, die sich in Europa niedergelassen hatten.

Das Ende des kalten Krieges und die Befreiung der Länder Osteuropas vom kommunistischen Joch Ende der 1980er Jahre hat mehr als ein Land der Region geprägt. Die drei bedeutendsten Ereignisse waren der Golfkrieg, der politische Aufstieg des Islam und der Demokratisierungsprozess.

In Algerien war der Druck der Bevölkerung am stärksten mit der Folge, dass das politische System zusammenbrach und mit ihm die Liberalisierung der Presse. Neue Parlamentswahlen sollten den Islamiten die Machtübernahme ermöglichen. Unter dem Vorwand, die junge Demokratie zu schützen, annullierte das Militär die Wahlen und übernahm die Macht. Der folgende Bürgerkrieg forderte mehr als 100.000 Tote, darunter 60 Journalisten, die angeblich von bewaffneten islamistischen oder paramilitärischen Gruppen mit Unterstützung der militärischen Machthaber umgebracht wurden.

Die Niederlage der Demokratie in Algerien ist in der arabischen Welt nicht einmalig. Auch andere Versuche der demokratischen Öffnung sind in mehreren arabischen Ländern gescheitert. Die von den Regierungen vorgeschobene offizielle Begründung ist die von extremistischen islamistischen Bewegungen für die Demokratie ausgehende Gefahr. In den anderen Ländern werden Journalisten weiterhin ins Gefängnis gesperrt und gefoltert. Alle die so genannten Freiheiten in den arabischen Ländern können keinen Journalisten zufrieden stellen.

Ein arabischer Journalist, der sein Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen will, muss zu allererst damit beginnen, die Freiheit der anderen zu verteidigen.