Algerien Heute:
Mit dem massiven Preisverfall des Öls, welches für Algerien wichtigste Devisenquelle ist, und der weiteren Zunahme der Schulden kam der prekäre gesellschaftliche Konsens ins Wanken. Während der Staat immer weniger seinen sozialen Engagements nachkam, konnte eine aus seinem Räderwerk entwickelte Bourgeoisie sich immer weiter bereichern. Dieser Reichtum und westlicher Lebensstil wurde zur Schau gestellt. Der Unmut in der Bevölkerung hatte sich schon einige Jahre zuvor in Aufständen manifestiert Besonders zu erwähnen sind der "Berber-Aufstand" 1980 und ein Aufstand in Constantine 1986. Im Vorfeld der Revolte von 1988 gab es unzählige Streiks und Arbeitsniederlegungen.
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Die vorgesehene Autoritätspolitik und außerdem die Suspendierung der Subventionen für einige Grundnahrungsmittel, die Rationalisierungen in den Großbetrieben, Importbeschränkungen und weiteres bedeutete ein noch größeres Leid für die Menschen.
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Der Protest weitete sich aus, so dass im Oktober 1988 die meisten Großstädte in Aufruhr waren. Die vorwiegend jungen Demonstranten richteten ihre Wut auf alle Symbole des Staates, der Partei und des Reichtums. Die Armee hatte auf Demonstranten geschossen und dabei kam es zur Tötung von ca. eintausend Menschen. Die Krise hatte sich derart zugespitzt, dass nur eine "Demokratisierung" als Ausweg gesehen wurde. Die FLN sollte nicht mehr als die einzige Partei in Algerien repräsentativ sein.
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Meinungsvielfalt, Pluralismus und Wahlen waren die Schlagwörter der Stunde. Auf der ökonomischen Ebene war die Rede von Marktwirtschaft, ohne in einen wilden Kapitalismus verfallen zu wollen.
Die Tatsachen waren aber eine Unterentwicklung der Bevölkerung, die sich durch die Bevölkerungsexplosion noch verschärfte. Es herrschte außerdem eine sehr niedrige Investitionsrate im Land und daraus war anzunehmen, dass vor allem die Arbeitslosigkeit weiterhin zunehmen wird.
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Nach Berechnungen werden jedes Jahr 250000 weitere junge Menschen nach Arbeitsplätzen suchen. Das bedeutet, dass die Zahl der Arbeitslosen bis zum Jahr 2002 um 4,5 Mio. Menschen zugenommen haben wird.
Abgesehen von schlechten Wirtschaftsindikatoren, stiegen die Auslandsschulden, einschließlich der Schulden des Militärs, von 26 Mrd. Dollar des Jahres 1992 auf 40 Mrd. Dollar im Jahr 1998.
Zu all diesen Problemen des Landes erschweren die Korruption und der Klientelismus, die typischen Elemente einer nicht überwundenen trivialen Gesellschaftsstruktur, die Entwicklung der Demokratie
Das algerische "Problem" wird auf die drei Krisen reduziert: Es herrsche die ökonomische Krise, die in allen "Entwicklungsländen", die einen sozialistischen Kurs wählten, zu verzeichnen sei. Außerdem befindet sich das Land in einer politischen Krise, die das Regime der Einheitspartei und der daraus folgenden mangelnden Freiheit mit sich brächte. Schließlich gibt es die moralische Krise, wobei die Algerier mehr und mehr wegen schwacher Schulpolitik und die Lebensweise und Kultur vernachlässigen.
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Als schließlich die FIS (Islamische Rettungsfront) als Partei ein paar Monate später in Erscheinung trat und immer größeren Zulauf bekam, konnten die entfesselten Stimmen oh Fanatismus, oh Barbarei" schreien. Das alte Bild des dummen, archaischen und gewalttätigen Muslim bzw. in seiner aktuellen Bezeichnung "Fundamentalist" war wieder salonfähig. Ganz schnell beherrschte die frühere Polarisierung der Wahrnehmung von Ereignisse in Algerien: |
Auf der einen Seite die nach Freiheit strebenden, rationalen und das Menschenrecht befürwortenden Demokraten, auf der anderen Seite, die jenigen, die Negation all dieser Werte repräsentieren. Was in Algerien vor sich ging, schien die Konfrontation zwischen zwei Wertesystemen zu sein. Aus westlicher Sicht hatte es den Charakter eines Krieges zwischen zwei Zivilisationen. Im internationalen Geschehen konnte man beobachten, dass in vielen islamischen Ländern die islamischen Bewegungen zu erstarken begannen. Diese Entwicklung sollte den Alleinanspruch der okzidentalen Welt merklich bedrohen.
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Vor der Gemeindewahlen vom 1990, der Wunch von Alle Algerier war, alles nur nicht die Alte Gesichte vom Regim FLN. Die FIS gewint in den meisten Gemeinden, Für Die Algerier war auf eine Seite eine Erleichterterung, weil der Wunsch erfült war, auf der andern seite sie wusten nicht wie die FIS jetzt arbeitet. Dort konnte die FIS trotz vieler Sabotageakte und Schranken gewisse Stabilität erzeugen, weil die meisten haben die Partei vertaut und mit komuniziert. Innerhalb weniger Monate ist das Leben deutlich billiger geworden. Die Gemeinden haben die Partei unterstützt, wo sie konnten.
In dem Momment wo die FIS die Korrupte Personen und Dieler verfolgen wollen, und die Personen, die sich auf Kosten des Staates bereichert hatten zu bestrafen und den Reichtum zurück zuholen, die Gründer und der Präsident der FIS wurde festgenommen, das hat zu Unruhen geführt, die durch geschürt wurden. |
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Der Abbruch der Wahl im Januar 1992 (Partei FIS gewinnt 188 von 231 Sitzen), die für die FIS einen sicheren Sieg bedeutet hätte, löste zwar ein gewisses Unbehagen in den europäischen Metropolen aus, weil der "Tat. zu offensichtlich war, doch konnte sich die algerische Regierung der ausländischen Unterstützung sicher sein. Im Lande selbst spitzte sich nach dem Abbruch der Wahl und dem Ausruf des "totalen Krieges" seitens des ehemaligen Ministerpräsidenten die Lage zu.
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Die Ermordung des Präsidenten Mohamed Boudiafs im Juni 1992 führte zu einer radikalen Änderung der Strategie. Die Armee übernahm die Macht und stellte neue Eliteeinheiten auf, die eigens zur Terrorbekämpfung ausgebildet sind. Die Soldaten dieser Einheiten müssen ausgesprochenen militärischen Stolz zeigen. Auf diese Weise versuchte man auch, den wiederholten |
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Erscheinungen von Überläufern entgegenzutreten, die sich im Laufe des Jahres 1992 bei Soldaten und Unteroffizieren zugunsten der bewaffneten islamischen Gruppen gezeigt haben.
Das Regime versucht mit seine Armee die Kontrolle mit allen Mitteln wieder zu erobern, Spontan festnahmen und die Leute im Flüchtlingslage im Suden schicken, Überall Gesicht Kontrollen, man dürfte die Stadt ohne Genehmigung nicht verlassen, alle FIS Sympathisant wurden verfolgt, man hatte als Mensch richtig Angst gehabt, noch nie habe ich Algerein so erlebt wie in dieser Zeiten.
Ich selbe ich führte mit der Fähre zurück aus Spanien, ohne was zumachen habe ich das schlimmste mit der Polizei in west Algerien (Oran) erlebt, nur weil ich aus eine unruhige Ortschaft in Alger komme, ich hatte Glück das sie mich nicht in Flüchtlingslage im Suden geschickt haben.
Vor Angst haben Viel Leute ohne was zu machen sich versteckt, weil die Armee und die Polizei kein Rücksicht gemacht hat, sie waren manchmal richtig Brutal, sie tauchten in der Nacht in der Wohnung, zerstören alles, nehmen sie mit wem sie wollen fest, und verschwinden. Es hat nur Rache gebracht, manche haben gesehen wie ihre Eltern beleidigt wurden und das neben ihren Augen. Für viele bleibt für sie nicht übrig, weggehen im Ausland oder sich verstecken, und wen man sich versteckt dann ist man auch Terrorist für die sicht Armee
Das Ganze geschah neben der Augen der Presse und Fernsehen, die jänegen die versuchten die Wahrheit zu schreiben, wurden belästigt und zugemacht, und manch mal bis zu Festnahme geführt. Sie müssen nur das schreiben was sie von der ? bekommen.
Je stärker die Unterdrückung wurde, desto mehr wuchs der Einfluss der Armee. Auf deren Antrag wurden die Sonderkriegsgerichte geschaffen, während neue Gesetze gegen den Terror erlassen wurden und eine permanente Ausgangssperre eingeführt wurde.
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Das Militär, welches die Macht, die es 1992 nicht an sich riss, sondern vielmehr für sich rettete, wollte erwartungsgemäß von dieser nicht ablassen. "Normalerweise hat ein Land ein Militär, in Algerien hat das Militär ein Land", hatte einmal ein Kenner Algeriens gesagt. In den ersten Jahren des Terrors wurden vor allem Corruptierte
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Repräsentanten des Regimes wie Politiker, Richter, Polizisten und Angehörige der Armee angegriffen. Jedoch ist heute die Macht des Staates und des Militärs so gestärkt, dass die Terroristen ihre Opfer in unschuldigen Zivilisten finden. Der Terror gegen den Staat ist zum Terror gegen das eigene Volk geworden.
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Die Verbreitung von Unsicherheit gehört zur bewussten Politik dieses Regimes. Dies ist ein Mittel um die Existenz des Regimes zu erhalten.
Seit 1994 werden die von der Regierung bewaffneten Milizen im Kampf gegen die FIS eingesetzt, und das vor allem in den Gebieten, in denen die FIS stark ist. Normale algerische Bürger wurden gezwungen, sich gegen die FIS zu bewaffnen. Wenn sie sich weigerten, wurden sie mitsamt ihren Familien von den Milizen ermordet. Das alles wurde von der Regierung unterstützt.
wen man sich einmal die Orte der Massaker auf der Landkarte anschaut, entsprechen sie genau den Regionen, in denen die FIS 1991 bei den Wahlen sehr gut abschnitt hat. Sie entsprechen auch genau den Gebieten, in denen die FIS die Bevölkerung bei den Wahlen vom Juni 1997 zum Wahlboykott aufrief. An diesen Wahlen durften die FIS nicht teilnehmen.
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Die Wahlbeteiligung war dort wesentlich geringer, als die Regierung bereit ist zuzugeben unter 50 Prozent. Und genau in den Gebieten, die den Boykottaufruf befolgten, fanden dann die Massaker statt, und es ist schwer zu erklären, warum die Sicherheitskräfte bei einigen Blutorgien in algerischen Dörfern erst nach Stunden eingriffen, obwohl sie sich ganz in der Nähe befanden. |
Es gibt auch Zeugenaussagen von früheren Armeeangehörigen, die bei Massakern mitgetan haben wollen. Man wolle sich der früheren FIS-Anhängerschaft ein für allemal entledigen, behaupten sie, die einen werden umgebracht, die anderen von ihrer Sympathie für die Islamisten für alle Ewigkeit kuriert.
Die kollektiven Massaker, über die die internationale Presse berichtete, wurden von Milizen begangen auf Befehl der Armee und der Regierung. Die Opfer waren in der Regellslamisten oder Personen, die 1991 für die Islamische Heilsfront (FIS) gestimmt hatten. Aber das Regime hat die Verantwortung für die Massaker immer den Islamisten zugeschoben, um die FIS zu diskreditieren und zu dämonisieren. Auf diese Weise hofft sie, Unterstützung vom Westen zu erhalten.
In den vergangenen Monaten haben die internationalen Medien und die Weltöffentlichkeit sehr viel genauer verfolgt, was sich in Algerien ereignet.
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Ich denke daher, dass es an der Zeit ist, eine Kommission einzurichten, die diese Massaker untersucht. Die Weigerung der algerischen Regierung, eine solche Kommission zu akzeptieren, zeigt, dass sie etwas zu verbergen hat. Das Regime behauptet, eine solche Kommission bedeute einen Verstoß gegen die nationale Souveränität. Auf der anderen Seite wurde die Souveränität Algeriens bereits im Januar 1994 herabgestuft, als es das IWF-Programm akzeptierte. Dies macht Algerien wirtschaftlich abhängig. Der algerische Haushalt kann vom Parlament nicht gebilligt werden, wenn er die Auflagen des IWF nicht erfüllt. Wo bleibt da unsere Souveränität?
Die jetzige Lage ist sehr ernst und dramatisch, und ich wüsste nicht, durch welches Wunder sich die wirtschaftliche Situation in den nächsten drei, vier Jahren verbessern könnte. Ganz im Gegenteil, ich erwarte, dass die algerische Wirtschaft in den nächsten Jahren bankrott sein wird.
Die Eskalation der Gewalt seitens der Regierung ist so stark, dass ich keine andere Lösung sehe, als einen neuen Dialog zwischen dem Regime und jenen Parteien zu beginnen, die im Januar 1995 in Rom einen nationalen Vertrag unterzeichneten, der so genannten St.-Egidio - Gruppe.
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Leider ist das Regime immer noch gegen diesen Vorschlag zur Beendigung des Blutvergießens und gegen Verhandlungen über eine Übergangsperiode, um zur Demokratisierung zurückzukehren. |
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