Um 2000 v. Chr. Nordwestafrika, d.h. die Gebiete der heutigen Staaten Marokko, Algerien, Libyen, Nord Mauretanien und West-Sahara, ist von zahlreichen unabhängigen viehzüchtenden "hellhäutigen" Berber-Stämmen besiedelt, die vor Jahrtausenden wahrscheinlich aus Richtung Westasien eingewandert sind.

Um 200 v. Chr. Die maurischen Berberstämme im Norden der heutigen Staaten Algerien und Tunesien schließen sich unter Massinissa zum Numidischen Königreich zusammen. König Massinissa schließt ein Bündnis mit den Römern, und zusammen bekämpfen sie das 814 v. Chr. von den Phöniziern gegründete Karthago, in der Nähe des heutigen Tunis. Karthago ist die damals führende Handelsmacht im westlichen Mittelmeerraum, die Numidien unterjochen möchte.

146 v. Chr. Karthago wird von römisch-numidischen Truppen erobert und zerstört. Die Region wird zur römischen Provinz Africa erklärt. Sie entwickelt sich schon bald zur Kornkammer des Römischen Reiches.

112 v. Chr. König Jugurtha, ein Enkel Masinissas, läßt zahlreiche römische Händler töten. Daraufhin fällt das Römische Heer in Numidien ein. Nach sieben Jahren Krieg ist Numidien besiegt und das Gebiet des heutigen Nord Algerien wird der Provinz Africa angegliedert, die sich allmählich in Richtung Westen bis zum Atlantik und nach Osten über Tripolitanien dem heutigen Libyen, Ägypten, Syrien und Palästina ,dem heutigen Gebiet von Israel, Libanon, Jordanien, bis nach Kleinasien der heutigen Türkei ausdehnt und in einzelne Provinzen aufgeteilt wird. Im Süden des heutigen Algerien bleiben in den Bergregionen und in der Sahara jahrhundertelang kleine, unabhängige Berberkönigreiche bestehen, die sich jedoch untereinander bekriegen.

40 n. Chr. Der römische Kaiser Claudius teilt die römischen Protektoratsgebiete Nordwestafrikas in die Provinzen Mauretania Tingitana mit der Hauptstadt Tingis, dem heutigen Tanger in Marokko und. Mauretania Caesariensis mit der Hauptstadt Caesarea, dem heutigen Cherchell in Algerien.

Ab 150 n. Chr. Die römischen Provinzen in Nordafrika werden christianisiert.

429 n. Chr. Das germanische Volk der Vandalen dringt von Südspanien aus nach Nordafrika vor und erobert die römischen Provinzen.

534. Die Herrschaft der Vandalen in Nordafrika endet mit der Eroberung des Gebiets durch den oströmischen Kaiser Justinian.

697. Die Herrschaft der christlichen Byzantiner im westlichen Nordafrika endet mit der Eroberung der Region durch die muslimischen Araber, die bereits seit langem Herren über Ägypten, Vorderasien,zu dem Syrien, Palästina und Mesopotamien gehören, und das Perserreich sind. Sie sorgen für die rasche Verbreitung des Islam und der arabischen Sprache in den Gebieten der heutigen Staaten Tunesien, Algerien und Marokko (oder auch Maghreb und bedeutet im Arabischen Westen).

Ab 710. Der Maghreb ist Ausgangsbasis für den islamischen Vorstoß auf die Iberische Halbinsel im heutigen Spanien.

Ab 750. Nach zahlreichen Aufständen der Islamisierten in nordafrikanischen Berber gegen die Araber erringen die Fürstentümer im heutigen Marokko sowie in West- und Südalgerien ihre Unabhängigkeit, während der Osten weiterhin unter arabischer Herrschaft bleibt.

Ab 1080. Das aus dem heutigen Nord-Mauretanien stammende Berbervolk der islamischen Almoraviden übernimmt die Macht im Maghreb und macht Marrakesch zur Hauptstadt eines Reiches, das schließlich im Süden auch das Reich Ghana und im Norden Andalusien in Spanien bis zum Ebro umfaßt. Die von den Stammesführern und Religionsgelehrten ernannten Sultane führen den Titel amir al-muminin "Führer der Gläubigen".

Ab 1147. Die ebenfalls maurisch-islamische Almohaden-Dynastie löst die Almoraviden-Dynastie ab.

Ab 1235. Das riesige Almohaden-Reich zerfällt allmählich in mehrere Fürstentümer, wobei die Abdalwadiden um 1270 das Gebiet des heutigen Algerien erobern und Tlemcen zu ihrer Hauptstadt ernennen.

Ab 1492. Nachdem die Spanier Granada, die letzte islamische Festung auf der Iberischen Halbinsel, zurückerobert haben, werden sie zwischen 1505 und 1511 in mehreren Hafenstädten des heutigen Algerien seßhaft. Daraufhin rufen die Küstenstädte türkische Seeräuber zu Hilfe, die die Spanier zwar wieder vertreiben, nun aber ihrerseits Anspruch auf die Region erheben.

1529. Das Gebiet des heutigen Algeriens wird Provinz des Osmanischen Reiches "Byzanz" und erlangt durch (Sklaven-)Handel und Seeräuberei großen Reichtum. Um ihre Schiffe vor den Piraten zu schützen, zahlen die europäischen Staaten bis Anfang des 19. Jahrhunderts den Berberstaaten Nordafrikas hohen Tribut.

1815. Der Bay "Statthalter" von Algier erklärt den USA den Krieg, nachdem diese seinen Tributforderungen nicht mehr nachkommen, und kapert immer wieder amerikanische Schiffe, deren Passagiere er als Sklaven verkauft. Washington entsendet eine Kriegsflotte nach Algier, wo man sich dann jedoch friedlich einigt.

1830. Die Franzosen besetzen Algier, um die Piraterie zu bekämpfen und beginnen mit der Eroberung des Landes. Hierbei stoßen sie auf heftigen Widerstand durch die Berber, die von Emir Abd el-Kader, dem ein arabisches Großreich vorschwebt, angeführt werden.

1847. Die Franzosen besiegen die Truppen von Abd el-Kader und erklären Algerien zur Kolonie. Es dauert jedoch noch weitere zehn Jahre, bis sie die Gebiete östlich von Algier unter ihre Kontrolle bringen können. Die Saharagebiete, besonders die Lebensräume der kriegerischen Tuareg, können sogar erst Anfang des 20. Jahrhunderts erobert und unter französische Verwaltung gestellt werden. Zahlreiche französische Bauern lassen sich in Nordalgerien nieder und die einstigen Landbesitzer werden in unfruchtbare Gegenden abgedrängt. Das Land entwickelt sich zu einem wichtigen Lieferanten für Wein und Getreide.

1848. Die Republik wird Algerien verteidigen wie den Boden Frankreichs selbst, die fortschreitende Angleichung der algerischen Institutionen an die des Mutterlandes liegt in der Absicht der provisorischen Regierung, lautet es in einer Proklamation vom 2. März 1848 der französischen Regierung an die algerischen Siedler. Regierung und Verwaltung Algeriens sollen den Formen Frankreichs entsprechen. Ähnlich steht es kurz darauf in der Verfassung, so dass Algerien nun Vertreter in die Nationalversammlung entsenden kann.

1865. Im Jahre 1865 wird den Muslimen das Recht zugebilligt, die französische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Wegen widersprüchlicher Aussagen machen jedoch nur wenige Muslime von diesem Recht Gebrauch. Vorraussetzung zum Erwerb der Staatsbürgerschaft durch die Eingeborenen ist es, auf traditionelle Bindungen zu verzichten und dem Glauben abzuschwören. Das Problem bleibt bis weit in das 20. Jahrhundert bestehen.

1870. Es kommt zu verschiedenen Aufständen der einheimischen Bevölkerung Algeriens, die zum Teil jedoch nur regionale Erfolge haben. 1870/71 jedoch, nach Ausbruch des deutsch-französischen Krieges, gerät fast ganz Algerien unter die Macht der Aufständischen, die erst nach Beendigung des Krieges wieder gebrochen und zurück gewonnen wird. Algerien darf ein Jahr später wieder Vertreter in die Nationalversammlung entsenden. Ab 1884 können Eingeborene in den Gemeinderat aufgenommen werden.

1899-1902. Die Herrschaft der Franzosen hat sich in den 1880er Jahren deutlich gefestigt. Ab 1899 dringen ihre Truppen weiter nach Süden, in die westliche Sahara, vor. Die Verwaltung der neuen Territorien wird dem französischen Generalgouverneur von Algerien übergeben.

1912. Es kommt zur Gründung der Bewegung der algerischen Jugend, die von Emir Khaled "Sohn von
Abd El Kader" gelenkt wird, und der Gründung der Assoziation muslemischer Studenten Nordafrikas (A.E.M.A.N.) in Algier.

1920. Nach dem Ersten Weltkrieg gehört Algerien verwaltungsrechtlich zu Frankreichs, das Wahlrecht aber liegt in Händen der Algerier mit französischer Staatsangehörigkeit. Es entstehen erste Nationalbewegungen, die Gleichberechtigung für alle Algerier fordern.

1926. Die erste algerische Unabhängigkeitsbewegung wird unter dem Namen "Nordafrikanischer Stern" unter der Führung von Massali el Hadj gegründet. Ihm treten Arbeiter und Werkstudenten bei. Der "Stern" fordert in seinem Programm die Eigenständigkeit Algeriens, den Abzug der fremden Truppen, eigene Streitkräfte und die Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung. Diese radikalen Forderungen führen zu der Auflösung der Vereinigung durch die Regierung.

1931. Aus Vertretern der algerischen islamischen Geistlichkeit zusammengeschlossen, fordert die Ulema unablässig die Unabhängigkeit Algeriens. 1931 bildet sich aus dieser Vereinigung der "Rat der Islamischen Ulema Algeriens". Der Islam ist unsere Religion, das Arabische unsere Sprache, Algerien unser Vaterland, so lauten die Grundsätze der Ulema. Schulen in Städten und auf dem Lande werden durch sie gegründet, um bereits den Kindern die Ziele einer reinen Religion und eines algerischen Vaterlandes nahe zu bringen.

1937. Gründung von der Partei des algerischen Volkes "PPA" durch El-Hadj Ahmed Messali.

1942. Am 8. November um 1.00 Uhr, beginnt in Französisch-Nordwestafrika die Operation Torch. Es ist die Landung US-amerikanischer und britischer Streitkräfte in einer Stärke von 107.000 Mann in der Nähe von Casablanca an der marokkanischen Küste sowie bei Algier und Oran in Algerien. Von der britischen Presse wird die Eröffnung dieser, von der UdSSR seit langem geforderten zweiten Front als Höhepunkt der westalliierten Strategie begrüßt, da sie den Auftakt zu einer direkten Offensive gegen das Deutsche Reich bildet.

1943. Kapitulation der deutschen und italienischen Truppen in Nordafrika. Da bis November 1945 Frankreich nur einem Teil der muslimischen Algerier die französische Staatsbürgerschaft gewähren will, kommt es im Norden des Landes zu Unruhen, die vom Militär brutal niedergeschlagen werden. Dabei sind mindestens 15.000 Tote zu beklagen.

1945. Am 8. Mai ziehen im ganzen Land, besonders in die Städte Sétif, Guelma und Constantine die Polizei und bewaffnete Milizen der europäischen Bevölkerung in Algeriens ein, und schießen auf die Demonstranten. Die französische Regierung lässt aus verschiedenen Teilen Nordafrikas Truppen einfliegen. Ergebnis zwischen 30 000 und 40 000 Tote.

1947. Im Algerien-Statut gewährt Frankreich allen Algeriern die französische Staatsbürgerschaft. Diese Entscheidung kommt jedoch zu spät, da sich inzwischen Organisationen gebildet haben, die die völlige Unabhängigkeit von Frankreich fordern. Zudem sind die christlichen, aus Frankreich stammenden Algerier, die um ihre Vorrechte bangen, nicht bereit, sich mit den Muslimen zu arrangieren.

1954. Am 1. November löst die FLN "Nationale Befreiungsfront" in Algerien mit Anschlägen auf Brücken, Fabriken und öffentliche Gebäude den bis 1962 andauernden Unabhängigkeitskampf gegen Frankreich aus, der von beiden Seiten mit äußerster Brutalität geführt wird. Zeitweise setzt Frankreich bis zu einer halben Million Soldaten ein.

1955. In Marokko und Algerien brechen schwere Unruhen aus. Am 20. August entladen sich die Spannungen in den französischen Besitzungen Nordafrikas. In Kairo findet ein Treffen zwischen Ben Bella, Khider, Boudiaf und Mezghana zur Besprechung des gemeinsamen Ziels und die Gründung der Organisation der FLN statt.

1956. Der Kongreß von Soummam, die Gründung des Nationalen Rates der algerischen Revolution""CNRA" und des Koordinierungs- und Ausführungsausschusses "KEG" sind die Eckdaten dieses Jahres. In der Sahara werden reiche Erdöllager entdeckt und französische Firmen beginnen mit der Förderung. Unter dem Eindruck des eskalierenden algerischen Unabhängigkeitskrieges stimmt Frankreich 1956 der Unabhängigkeit Marokkos zu.

1957. Die Schlacht von Algier "La bataille d'Alger". Die Armee wird zunehmend in den Konflikt einbezogen. Zahlreiche Führungskräfte der FLN werden verhaftet, unter ihnen auch Larbi ben m'hidi. Er wird gefoltert und später ermordert. Am 20. September befasst sich die UNO mit der politischen Lage in Algerien und berät über die Zukunft des Landes.

1958. Die FLN bildet unter Ferhat Abbas, der sich in Kairo im Exil befindet, die Provisorische Regierung der algerischen Republik GPRA, die, von den Ländern der 1945 gegründeten Arabischen Liga anerkannt wird. Der neue französische Staatspräsident Charles de Gaulles verstärkt zwar wegen des zunehmenden Terrors der FLN die Armee in Algerien, läßt jedoch erkennen, daß er bezüglich der Selbstverwaltung des Landes zu Verhandlungen bereit sei.

1961. Nachdem sich der französische Staatspräsident Charles de Gaulles öffentlich für eine Selbstverwaltung Algeriens ausspricht, kommt es zum Aufstand der dort lebenden Europäer und zur Gründung der Organisation OAS, die um jeden Preis ein autonomes Algerien verhindern will.

1962. Um weiteres Blutvergießen bei dem bereits 1.500.000 Million Algerier und rund 25.000 Franzosen seit 1954 ums Leben gekommen sind, und die weitere Verwüstung des Land zu verhindern, schließt der französische Staatspräsident Charles de Gaulles am 18. März gegen den Willen der Algerienfranzosen und des Generalstabs mit der Provisorischen Regierung der algerischen Republik GPRA in Evian ein Waffenstillstandsabkommen und erklärt Algerien für unabhängig. Die OAS versucht mit beispielloser Gewalltätigkeit das Inkrafttreten des Vertrages zu verhindern, die jedoch nur Racheakte der FLN heraufbeschwört. Daraufhin verlassen von rund 1,5 Millionen Europäern über eine Million fluchtartig Algerien.

1962. Am 3. Juli proklamiert Charles de Gaulle offiziell die Unabhängigkeit Algeriens, das mit einer Fläche von 2.381.741 Quadratkilometern mehr als sechseinhalbmal so groß wie Deutschland ist. Frankreich wird für weitere fünf Jahre zugestanden, mehrere Stützpunkte in der Sahara zu behalten und unterirdische Atomwaffenversuche vorzunehmen.Gleichzeitg kommt es zwischen Ferhat Abbas und Ahmad Ben Bella "er und andere Führer der FLN waren seit 1958 in Frankreich inhaftiert" zum erbitterten Kampf um die Macht im Lande.

1962. Am 20. September wird Ahmad Ben Bella von der verfassungsgebenden Versammlung zum algerischen Regierungschef gewählt. Er erklärt die sozialistische FLN zur Einheitspartei und nimmt, um der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Frankreich zu entkommen, Beziehungen zur Vereinigten Arabischen Republik "Ägypten und Syrien", zur USSR und zur Volksrepublik China auf.

1963. Am 25. Mai gründen 30 unabhängige afrikanischen Staaten, ausgenommen u.a. Südafrika, in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba die OAU "Organization for African Unity/Organisation für Afrikanische Einheit". Ziele der OAU sind u.a. die Entkolonisierung Afrikas und die Beseitigung der Herrschaft weißer Minderheiten. Der Zusammenschluß erhöht das weltpolitische Gewicht Afrikas, da die OAU-Mitglieder vor allem in der UNO geschlossen auftreten.

1963. Es entsteht die erste Poletischeverfassung Algeriens , die die Organisation FLN zur Staatspartei macht. Ahmad Ben Bella wird zum Staatspräsident gewählt und ist gleichzeitig Regierungschef, Oberbefehlshaber der Armee und Parteichef der FLN. Der Islam ist Staatsreligion.

1965. Oberst Houari Boumedienne putscht gegen die Regierung, läßt Ben Bella verhaften und übernimmt die Staatsführung als Vorsitzender eines von Militärs dominierten Revolutionsrates.
Vom Versuchsgelände Hammaguir in der algerischen Sahara startet Frankreich erfolgreich seine erste Trägerrakete Diamant, die einen Satelliten in die Erdumlaufbahn bringt.

1967. Algerien beteiligt sich am ägyptischen Kriegszug gegen Israel und bricht die diplomatischen Beziehungen zu den USA ab. Die erste Kommunalwahl findet statt. Die Französische Armee verläßt Reggane et Bechar.

1968. Frankreich zieht sich endgültig aus ganz Algerien zurück.

1971. Nationalisierung der Kohlenwasserstoffe. Abgesehen von der Agrarrevolution bei der Eigentümern nicht genutzten Bodens Genossenschaftsbetrieben zugeteilt wird, verstaatlicht Houari Boumedienne auch die französischen Erdöl- und Erdgasgesellschaften, womit die im Friedensabkommen von 1962 enthaltenen besonderen Beziehungen zu Frankreich beendet sind.

1976. Die zweite Poletischeverfassung Algeriens. Houari Boumediene wird wieder zum Staatpräsident gewählt, und unterstützt die Volksfront POLISARIO. Dies führt zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Algerien und Marokko sowie zu militärischen Auseinandersetzungen entlang der südlich marokkanisch-algerischen Grenze. Fast 100.000 Westsaharianer fliehen nach Südalgerien in die Wüstenregion Tindouf , wo sie größtenteils noch heute in Lagern leben.

1978. Tod des Staatspräsident Houari Boumediene, Millionen von Menschen in Algerien trauern um ihr Idol.

1979. Chadli Bendjedid wird algerischer Staatspräsident. Er knüpft wirtschaftliche Beziehungen zu den westlichen Industriestaaten.

1980. Der erste islamische Widerstand gegen die Regierung regt sich und wird angeführt von Mustapha Bouiali, einem ehemaligen Leutnant der Armee. Der Streit hat fast 10 Jahre gedauert.

1981. Unter dem neuen französischen "sozialistischen" Staatspräsidenten François Mitterrand kommt es zur Neuordnung der Beziehungen zwischen Algerien und Frankreich. Die Berber demonstrieren gegen die Arabesierung des Staates und der Behörden.

1982. Es kommt zu Diskussionen um das stark von Fundamentalisten beeinflußte Familienrecht. Die Regierung läßt fundamentalistische Agitatoren verhaften und später vor Gericht stellen.

1982. Die Islamisten zum ersten Mal als politische Kraft zeigten. Gründete der alte Colonel
Mustafa Bouyali eine "Islamische Algerische Bewaffnete Bewegung", die sich durch allerhand Waffentaten gegen die algerische Staatsmacht hervortat und erst 1987, als die Polizei Bouyali erschoss, endgültig unterdrückt werden konnte.

1982. Die erste Teilname der algerischen Fussballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft und der erste Sieg gegen den Favoriten Deuschland mit 1 : 2, der im weiteren Verlauf das Finale erreicht. Zum Finale in Madrid stehen sich Deutschland und Italien gegenüber und es endet mit 3 : 1 für Italien.

1983. Chadli Bendjedid wird als einziger Kandidat wieder zum Staatpräsident gewählt. Die wirtschaftliche Lage ist kritisch. Die Regierung startet eine erste Kampagne zur Geburtenkontrolle. Algerien und Tunesien schließen ein Verteidigungsabkommen ab, sowie Grenzverträge mit mehreren Nachbarländern.

1984. Durch die Preissenkung des Erdöls, hat sich die wirtschaftliche Lage noch stärker ruiniert. Die Arbeitslosigkeit steigt weiterhin, der Wert des Dinar sinkt und Unruhe herrscht in die Bevölkerung.

1986. Billigt die Regierung die erweiterte Fassung der Nationalcharta von 1976.

1987. Nach einem Zusammentreffen zwischen dem marokkanischen König Hassan II. und dem algerischen Staatspräsidenten Chadli Bendjedid werden die 1976 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen zwischen Algerien und Marokko wieder aufgenommen. Marokko verzichtet nun endgültig auf das Tindouf-Gebiet, wo noch immer rund 80.000 Flüchtlinge aus der West-Sahara in Lagern leben, und man will sich nun um eine politische Lösung des Konflikts um die West-Sahara bemühen.

1988. Auf grund der hohen Lebenshaltungskosten, wiederholt auftretender Notstände und dem Festhalten am Einparteiensystem kommt es immer häufiger zu Aufständen. Volksrevolte in Algier, Oran und anderen großen Städten der Provinz. Mehr als 500 Personen werden allein in Algier getötet. Der Präsident wird zu Reformversprechen gedrängt. Es gibt eine Volksabstimmung zu einer neuen Verfassung. Sie reduziert die politische Rolle der Armee. Das Ziel besteht darin, eine konventionelle Armee aufzubauen. Sie wird mit einem Stab ausgestattet. Im Dezember werden die "alten" Generäle des Befreiungskrieges pensioniert

1989. Algerien erhält eine neue Verfassung, in der das Mehrparteiensystem verankert ist und der Sozialismus nicht mehr erwähnt und die Wirtschaft liberalisiert wird. Auftritt von FFS mit Aït Ahmed, demokratischer Bewegung mit Ben Bella, den Sozialisten (PDS), Sammlung für die Kultur und die Demokratie "RCD". und der Islamischen Heilsfront FIS mit Abassi Madani und Ali Benhadj, sie greifen die Unfähigkeit und die Bestechlichkeit des Regimes an. Die ehemaligen Eigentümer, die durch die Nationalisierungen von 1963 und 1971 beraubt wurden, fordern bei einem großen Manisfestation am 22. März die Rückerstattung ihres Landes. Die kleinen Kaufleuten machen die Liberalisierung der Kontrolle der Preise im Juli des Jahres verantwortlich für den Mangel der Waren und für die Bestechung der Verwaltungen.

1990. Die neugegründete Partei Islamische "FIS" Heilsfront gewinnt die Kommunalwahlen des Monats Juni. 54 % der Gemeinden gehen unterliegen jetzt der Kontrolle von FIS . Abassi Madani fordert die Wahl des neuen Parlamentes und die Demission von Chadli Bendjedid.

1991. Die Parlamentswahlen wurden vertagt und schliesslich am 26. Dezember 1991 durchgeführt. Der FIS gewann im ersten Wahlgang 47,4% der Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 58,55%. Der FLN ging nach dem Front des Forces Socialistes (FFS) bloss als dritte Partei aus diesen Wahlen hervor. Der FIS erhielt 188 Sitze als Resultat des ersten Wahlgangs. Im zweiten schien er in 171 Wahlkreisen gute Chancen zu haben; der FLN nur in 47.
Hätten sich diese Voraussagen erfüllt, hätte der FIS eine Zweidrittelmehrheit im algerischen Parlament erhalten.

1992. Doch der zweite Wahlgang fand nicht statt. Die Armee griff am 11. Januar 1992 ein, zwang Präsident Chadli zum Rücktritt, erklärte die Nationalversammlung für aufgelöst und schritt zu einer neuen Verhaftungswelle unter den Islamisten, der auch Abdel Kader Hachani, der neue interimistische Chef der FIS, sowie seine meisten Kollegen zum Opfer fielen.

1992. Abassi Madani fordert das Volk auf, einen gewaltfreien Protest auf der Straße zu demonstrieren. Das Regime hat einen großen Rückschlag erlitten. Es versucht die Bevölkerung zu beruhigen und zur Arbeit und einem alltäglichen Leben zurück zu bewegen, jedoch ohne Erfolg. Die Konfrontationen zwischen FIS und dem Regime verstärken sich mehr und mehr bis diese letztlich in einer blutigen Auseinandersetzung enden. Tausende Demonstranten werden verhaftet.

1992.
Seither regiert in Wirklichkeit die Armee. Sie liess zwar zuerst den alten Bürgerkriegskämpfer
Mohammed Boudiaf
aus seinem marokkanischen Exil holen und als Präsidenten einsetzen.

1992. Staatschef Mohammed Boudiaf wird im Kulturpalast der ostalgerischen Hafenstadt Annaba von einem Offizier der Präsidentengarde erschossen. Bis Heute gibt es keine genauen Angaben und Beweise darüber, wer der eigentliche Täter war. Der Staatsrat ernennt Ali Kafi zum algerischen Staatschef und Belaid Abdessalam zum Ministerpräsidenten.
Neue Antiterrorgesetze treten in Kraft. In Algier und 6 Nachbarprovinzen wird ein nächtliches Ausgangsverbot verhängt, der Ausnahmezustand wird auf unbestimmte Zeit verlängert und alle Gewerkschaften und sonstigen Organisationen, die in Kontakt mit der FIS stehen, werden verboten. Darüber hinaus wird die Pressefreiheit eingeschränkt, und mehrere Zeitungen werden verboten. Tausende von Sympathisanten werden spontan verhaftet und in Lager im Süden entführt. Die Regierung spricht von 10.000, die FIS von mehr als 30.000 Verhafteten. Der Terror der Islamisten hat begonnen.

1992. Der bewaffnete Aufstand gegen die von den Islamisten als illegal und illegitim bezeichnete Militärregierung hatte inzwischen begonnen. Unter den bewaffneten Banden lassen sich zwei Hauptgruppen unterscheiden, die radikaleren Groupes Islamiques Armés (
GIA) und die ursprünglich von Anhängern der FIS gebildete Armée Islamique du Salut respektive Sauvetage (AIS). Der politische Unterschied scheint zu sein, dass die Kämpfer der GIA mehr als übernationale Islamisten auftreten, deren Ideal ein pan-islamischer Islamstaat wäre, eine islamweite islamistische Umma, während die Kämpfer der "Armee" der FIS einen Islamischen Staat Algerien anstreben. Man spricht von "Salafiya" für die Leute der GIA und von "Djazâ'iriya" für die Kämpfer der FIS. Die Lage wird dadurch verdunkelt, dass die FIS-Organe (es handelt sich fast immer um Exilsprecher, etwa in Deutschland) auf die ohne Zweifel vorhandenen Provokationen und taktischen Manöver der Armee und ihrer Geheimdienste hinweisen, indem sie ihnen "Konvergenz" mit den Extremisten der GIA vorwerfen.

1993. Algerien bricht die diplomatischen Beziehungen zu Sudan und Iran ab, da diese die islamischen Extremisten unterstützen. Tunesien und Algerien beschließen die gemeinsame Bekämpfung islamischer Fundamentalisten. Die Zahl von Morden und Attentaten nimmt zu. Die bewaffnete islamische Gruppierung GIA fordert die Fremden auf, das Land zu verlassen. Die Soldaten und die Kräfte der Sicherheit führen eine Einschüchterungspolitik durch, indem willkürliche brutale Verhaftungen sattfinden. Seit 1992 sind bei Auseinandersetzungen zwischen Fundamentalisten und Sicherheitskräften des Hohen Staatskommitees "HCE" fast 4.000 Menschen getötet worden. Die Regierung läßt seit Verhängung des Ausnahmezustands über 200 Todesurteile vollstrecken.

1993. Belaid Abdessalam wird seines Amtes enthoben, und Redha Malek wird Ministerpräsident.

1994. Liamine Zéroual wird vom Hohen Staatskommitees "HCE" zum Staatspräsidenten ernannt. Da Frankreich die algerische Regierung unterstützt, dehnen die islamischen Extremisten ihre Bombenanschläge nach Frankreich aus. Ministerpräsident Redha Malek tritt zurück, und Mokdas Sifi übernimmt sein Amt.

1994. Vier Terroristen kapern am 24. Dezember in Algier ein französisches Passagierflugzeug, töten drei Geiseln und zwingen den Piloten zur Landung in Marseille. Erst nach 54 Stunden gelingt es einer Spezialeinheit, die Maschine zu stürmen. Bei der Befreiungsaktion werden die vier Entführer erschossen.

1995. Vom 8. bis zum 13. Januar politischen Gruppen in Rom unter der Schirmherrschaft der katholischen Organisation Sant'Egidio trafen und eine "Plattform für eine Nationale Übereinkunft" ausarbeiteten.
Die Plattform sieht vor, dass eine echte Demokratie eingeführt werde, ein Ding allerdings, das es in Algerien seit Jugurtha noch nie gegeben hat. Unter den Grundprinzipien, die als absolut notwendig erachtet werden, wenn eine Verhandlung zum Ende des Bürgerkrieges führen soll, erwähnen die Parteien ausdrücklich: "Die Nicht-Einmischung der Armee in die politischen Angelegenheiten und ihre Rückkehr zu ihren konstitutionellen Aufgaben der Absicherung der Einheit und Unteilbarkeit des nationalen Territoriums." Sie fordern auch die Rückgängigmachung des Verbotes des FIS und der Massnahmen gegen seine Anhänger, das Ende der Folter unter kontrollierbaren Garantien und eine Untersuchungskommission, die schwere Gewaltakte und Menschenrechtsverletzungen untersuchen müsste.


1995. Die Armee und die von ihr ernannte und abhängige Regierung haben den "Vorschlag von Sant'Egidio" heftig angegriffen und energisch abgelehnt. In der Tat hätte die Armee ihren Kampf verloren, wenn sie sich den Vorstellungen der politischen Parteien fügen wollte. Für ihre hohen Offiziere, die ihr Leben lang nichts anderes gekannt haben als eine Position der Macht hinter und über der offiziellen Staatsmacht, dürfte eine volle Unterstellung unter die zivile Gewalt schlechterdings undenkbar sein.

1995. Die Armeeführung sah ein, dass sie der politischen Offensive der Parteien ihrerseits eine Offensive entgegenstellen müsse. Präsident Liamine Zéroual, der von den Armeekreisen zum Präsidenten ernannte General im Ruhestand, erklärte, noch vor dem Ende des Jahres 1995 werde eine Präsidentenwahl in Algerien durchgeführt werden (gemeint ist damit vermutlich ein Plebiszit für den von der Armee ernannten Präsidenten), und er lud die Parteien ein, mit ihm über diesen Wahlplan zu beraten. Madani und Ali Benhadj, die vorübergehend aus dem Gefängnis befreit und unter Zwangsresidenz gestellt worden waren, um mit dem Militärregime zu verhandeln, wurden wieder in die Gefängnisse zurückgeschickt.

1995. Direktwahlen wird Liamine Zéroual als Staatschef mit fraglichen 90 % im Amt bestätigt. Er ernennt Ahmed Ouyahia zum neuen Ministerpräsidenten. Trotz zahlreicher Verhandlungen mit den verschiedenen Untergrundbewegungen Algeriens wollen die Terroranschläge nicht enden. Offiziellen Angaben zufolge sind seit 1992 rund 30.000 Menschen politisch motivierten Terroranschlägen zum Opfer gefallen.

1995. Die soziale Lage in Algerien ist katastrophal. Etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Die offizielle Arbeitslosenrate liegt bei knapp 30 Prozent, die inoffizielle bei über 50 Prozent und über zwei Millionen Arbeiter und Angestellte haben seit zwei Jahren keinen Lohn mehr erhalten.Durch die Aufhebung staatlicher Subventionen sind die Preise gestiegen. So ist z.B. der Brotpreis seit 1991 um 750 Prozent in die Höhe geschnellt.
Der FMI stellt 3 Mia. $ für Algerien zu Verfügung und die Weltbank beschließt eine Unterstützung mit 2 Mia.. Vom " Klub von Paris" einem Bankenkonsortium sind 12 Mia. $ und von Frankreich 6 Mia. F zu erwarten. Das industrieelle Witschaftswachstum stürzt von jährlich 9 % auf 0 % oder weniger. aber der Dienst der Außenschulden geht von mehr als 90 % des Wertes der Ausfuhren auf weniger als 40 % über, der dem Regime erlaubt hat, eine angepaßte Kriegsanstrengung zu finanzieren.

1996. In Algier kommen bei der Explosion von Autobomben vor dem Pressehaus und vor einem Stadtteil-Rathaus insgesamt 20 Menschen ums Leben. Es gibt auch hier wieder keine Beweise auf welches Konto die Terroranschläge gehen. Nach offiziellen Angaben werden jedoch die islamischen Extremisten verantwortlich gemacht.

1996. 85 % der Algerier stimmen in einem Referendum für eine Verfassungsänderung, die u.a. eine Ausweitung der Machtbefugnisse von Staatspräsident Liamine Zeroual festschreibt. Obwohl die Regierung Algeriens von einem deutlichen Rückgang terroristischer Anschläge durch Extremisten spricht, werden pro Woche durchschnittlich 100 Zivilisten ermordet. Von einer Entspannung der Lage kann demnach keine Rede sein. Seit 1992 sind zwischen 60.000 und 80.000 Menschen getötet worden.

1997. In Rom treffen sich die Liberalen und Islamische Oposition. Sie schlagen dem Regime vor einen "nationalen Vertrag" zu akzeptieren, der die Verhandlungbasis darstellt, um Algerien auf denWeg des Zivilfriedens zurückzubringen. Die algerische Regierung und die Soldaten lehnen ab. Die Regierung in Algier beschließt mit großer Mehrheit ein Verbot religiöser Parteien. Ein neues Parlament wird gewählt. Bei der Wahl gewinnt die Nationaldemokratische Sammlungsbewegung "RND", die dem Staatspräsidenten Liamine Zéroual nahe steht. Die Partei kann 155 von insgesamt 380 Sitzen der Nationalversammlung erringen. Unterdessen geht der Terror im Land unverändert weiter. In einer Ortschaft südlich von Algier werden über 70 Dorfbewohner bestialisch ermordet. Innerhalb eines Monats sind nach offiziellen Angaben rund 600 Menschen bestialisch ermordet worden. Die Terroranschläge gehen immer auf das Konto von islamischen Extremisten, ohne das dafür klare Beweise vorliegen.

1997. In einem Gebirgsdorf 25 Kilometer südöstlich von Algier werden in einer Nacht- und Nebelaktion, laut den Angaben der Überlebenden, über 300 Menschen auf bestialische Weise ermordet. Man spricht von dem bisher blutigsten Massaker seit 1992. Die Regierung verharmlost dies mit ihren offiziellen Angaben und gibt die Ermordung von nur 100 Personen bekannt. In einem Vorort von Algier werden bei einem erneuten Massaker rund 200 Menschen, auch hier spricht die Regierung offiziell von nur 85 Toten und 67 Verletzten.

1998. Der 42jährigen Berbersängers Lounes Matoub wird ermordet. Der Protestsänger galt als Symbolfigur im Kampf der Berberminderheit um die Anerkennung ihrer Kultur. Der Tod des Sängers löst schwere Unruhen aus. Tausende Jugendliche liefern sich in Städten und Dörfern tagelange Straßenschlachten mit Sicherheitskräften. Zudem zerstören sie sämtliche mit arabischen Schriftzeichen versehene Schilder, womit sie ihre Wut über das bevorstehende Inkrafttreten eines von der Militärjunta bereits 1996 beschlossenen Arabisierungsgesetzes zum Ausdruck bringen,das besagt, dass ab dem 5. Juli das Arabisch in Algerien die einzige offizielle Sprache ist. Obwohl etwa ein Viertel der Bevölkerung die Berbersprache Tamazigh spricht und schreibt, sollen Zuwiderhandlungen bestraft werden. Der Kompromißvorschlag der Oppositionsparteien, Tamazigh als zweite offizielle und das Französische als praktizierte Sprache anzuerkennen, wird von der regierenden RND entschieden abgelehnt.

1998. Drei internationale Delegationen besuchen das Land im Jahre 1998, um die Massaker zu untersuchen: Vereinigung Europénne, Europäisches Parlament, und die UNO. Staatspräsident Liamine Zeroual gibt bekannt, daß er aus gesundheitlichen Gründen seine offiziell bis Ende 2000 dauernde Amtszeit vorzeitig beenden werde und läßt den 15. April 1999 als Termin für Neuwahlen erklären. Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Achmed Ouyahia wird Ismail Hamdani als sein Nachfolger vereidigt.

1999. Zur Wahl des Präsidenten stellen sieben Kandidaten, darunter auch ein Kämpfer gegen die Kolonie Frankreichs des Jahres 1935, Kämpfer des Unabhängigkeitskrieges und der Außenminister Boumedienne. Er ist ein Vertreter "des alten Regimes" und gewinnt mit 74 % die Wahl, nachdem die sechs anderen Kandidaten auf spektakuläre Weise ihre Kandidatur widerrufen. Staatspräsident Abd el-Aziz Bouteflika begnadigt rund 5.000 inhaftierte Islamisten, nachdem die Islamische Armee des Heils "AIS" sich schriftlich zur Einstellung jeglicher bewaffneter Aktionen und zur Zusammenarbeit mit der Regierung bekannt hat. Gleichzeitig kündigt die GIA "Bewaffnete Islamische Gruppen" an, den Heiligen Krieg zu intensivieren und künftig auch gegen die AIS vorzugehen.

1999. In Algier wird der 44 jährige Islamist Abd al-Kadir Hachani ermordet. Unter seiner Führung zeichnet sich 1991 ein Wahlsieg der FIS "Islamische Heilsfront" ab, jedoch werden die Wahlen vorzeitig abgebrochen. Hachani ist während des vom Militär verhängten Ausnahmezustands inhaftiert und erst 1997 wieder freigelassen worden. Bei einem Erdbeben der Stärke 5,8 auf der nach oben offenen Richter-Skala kommen in der westalgerischen Stadt Ain Temouchent 28 Menschen ums Leben, zahlreiche weitere werden z.T. schwer verletzt.

2000. Nachdem Algerien einer UN-Menschenrechtsdelegation im vorhergehenden Jahr noch die Einreise verweigert hatte, lädt Präsident Abd el-Aziz Bouteflika nun vier internationale Menschenrechtsorganisationen ein, die sich vor Ort Einblicke über die Einhaltung der Menschenrechte im Land verschaffen wollen. Präsident Abd el-Aziz Bouteflika reist zu einem zweitägigen Staatsbesuch nach Paris, wo er zu Gesprächen mit seinem französischen Amtskollegen Jacques Chirac und Premierminister Lionel Jospin zusammentrifft. Bouteflika erhofft sich von Frankreich eine großzügigere Handhabung der Visa-Erteilung für algerische Staatsbürger sowie Unterstützung bei der Werbung um ausländische Investoren. Außerdem bittet er um Fürsprache bei der Europäischen Union bezüglich einer Wiederaufnahme der Verhandlungen über einen Assoziierungsvertrag.

2000. Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Ahmed Benbiour, übernimmt Ali Benflis, ein enger Vertrauter von Präsident Abd el-Aziz Bouteflika, das Amt des algerischen Regierungschefs. Die algerische Schriftstellerin und Historikerin Assia Djebar wird in Frankfurt am Main mit dem diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Sie ist die Erste, vom afrikanischen Kontinent stammende Frau, die den mit 25.000 DM dotierten Preis erhält.

2001. Am 17. Januar beschließen die elf OPEC-Staaten Algerien, Indonesien, Irak, Iran, Katar, Kuwait, Libyen, Nigeria, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate und Venezuela in Wien, wie bereits seit einigen Wochen angekündigt, einstimmig ab 1. Februar die Ölförderung um fünf Prozent bzw. um 1,5 Millionen Barrel täglich zu drosseln, um so den Weltmarktpreis auf einem Niveau zwischen 22 und 28 US-Dollar pro Barrel bzw.159 Liter zu halten. Dieser Beschluß wird gefaßt, da ein Barrel Öl, der im November 2000 noch über 31 US-Dollar kostete, im Dezember einen Preissturz auf zeitweise unter 22 US-Dollar erlebte . Innerhalb von drei Tagen werden in der Stadt Berrouahia etwa 120 Kilometer südlich von Algier 40 Menschen von einem Killerkomando niedergemetzelt. Darunter finden sich auch zehn Kinder.

2001. Am 31. Mai kommt es in der gebirgigen Berber-Region Kabylei zu schweren Zusammenstößen zwischen zumeist jugendlichen Demonstranten und Sicherheitskräften der Regierung. Die Demonstranten fordern mehr Rechte für die Berber und protestieren gegen die Regierung in Algier und die Brutalität der Polizei. Mindestens 50 Menschen kommen bei diesen Auseinandersetzungen ums Leben. Mehrere hunderttausend Berber protestieren bei einem Marsch durch Algier gegen die Ermordung von Demonstranten durch algerische Sicherheitskräfte in der Berber-Region Kabylei.

2001. Am 14. Juni kommt es zur bislang größten Berber-Massendemonstration gegen die Politik von Präsident
Abd el-Aziz Bouteflika. Mehr als eine Million, überwiegend junge Algerier "Berber und Araber", sind in Algier auf die Straße gegangen. Hier kommt es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und den Sicherheitskräften. Die Demonstranten versuchen sogar Absperrungen vor dem Präsidentenpalast zu durchbrechen. Bei den Unruhen werden zwei Journalisten und vier Demonstranten getötet und mindestens 500 Menschen verletzt. Die Regierung ordnet daraufhin ein Demonstrationsverbot für die Hauptstadt an. Eine Wiederholung der Sabotageakte und des Vandalismus soll damit verhindert werden. Die Zahl derer, die seit Anfang des Jahres in Algerien bei Attentaten getötet werden, wird auf rund 1.300 geschätzt und dies ist eine erschreckende Bilanz. In Algier ist fast täglich wieder Bombenalarm. Eine Tageszeitung warnt: "Die Gewalt wird zunehmen. Vieles spricht dafür, daß wir in die Horrorjahre von 1994 und 1995 zurückfallen werden." Auch die Proteste der Berber in der Kabylei gehen weiter. Mittlerweile fordern sie nicht nur mehr kulturelle Rechte, sondern auch regionale Autonomie.

2001. 11. November Die schwersten Unwetter seit Jahrzehnten haben im Norden Algeriens innerhalb von zwei Tagen über 1.000 Menschenleben und Hunderte von Verletzten gefordert. Mindestens 4.000 Familien werden obdachlos. Sintflutartige Regenmassen sind auf das völlig ausgedörrte Land niedergegangen und haben Erdrutsch, Schlamm- und Geröll-Lawinen ausgelöst. Die meisten Toten hat die Hauptstadt Algier zu beklagen, in der die Häuser der Armenviertel von den Hängen gespült werden. Das algerische Innenministerium spricht von einer nationalen Katastrophe und bittet das Ausland um Unterstützung.

2002. Am Samstag, den 05. Januar, eröffnen bewaffnete Männer in Militärkleidung das Feuer auf Polizeibeamten in Bab El Akouas in Médéa. Dabei kommt es zum Tod von 7 Menschen, darunter ein Polizeibeamter, ein Element der bewaffneten Gruppe und 5 Bürger. Zwei andere Polizeibeamte sind verletzt.
Der 11. Januar: Es ist der 10. Jahrestag des Staatsstreichs. Nach einem Jahrzehnt Krieg ist die Bilanz schrecklich. Mehr als 200.000 Tote und etwa eine Million Verletzte sind zu beklagen. 15.000 bis 18.000 Bürger lernen die Konzentrationslager im Südens des Landes im Zeitraum von 1991 - 1995 kennen. Mehr als 40.000 Menschen werden durch die Ausnahmegerichte verurteilt, darunter mehr als 5000 zu Tode. 35.000 politische Gegner werden gefangen gehalten. Mehr als 6000 Menschen werden vermisst. 500.000 Menschen leben im Exil. Etwa eine Million Personen haben ihre Häuser wegen den Massakern verlassen. Mehr als 150.000 Waisen und Witwen gibt es. Mehr als 35 % der Bevölkerung lebt in Armut. Die Wahlen müssen zum Erhalt der Macht gefälscht werden. Die zwei Berberregionen Béjaïa und Tizi-Ouzou sind nach einem Aufbegehren gegen die Regierung und deren Mißachtung berberischer Kultur, Tradition und Sprache seit 9 Monaten militärisch unterdrückt. Auseinandersetzungen in dieser Region fordern mehr als hundert Tote. Der 11. Januar: Es ist der Jahrestag des Ausnahmezustand im Land. Und der Krieg geht weiter!!!

2002. Algeriens Bevölkerung ist am 30. Mai zum zweiten Mal seit dem Militärputsch von 1992 aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Doch nur Wenige glauben daran, dass diese Wahlen Algerien nach zehn Jahren Bürgerkrieg den Weg zu echter Demokratie weisen können. Präsident Abdelaziz Bouteflika drängt auf eine massiven Wahlbeteiligung, um der Nationalversammlung größere Glaubwürdigkeit zu geben. Am ersten Wahltag wird in der algerischen Gemeinschaft in Frankreich für die Parlamentlegislatur am 26. Mai 2002 mit 8 % eine sehr schwache Wahlbeteiligung registriert. Dem Wahlkampf haben die Bürger in Algerien wenig Interesse gezeigt. Besonders in der Kabylei mobilisieren sich die Kräfte, die die Menschen aufrufen, die Wahl zu boykottieren. Es kommt in der Kabylei zu einer regelrechten Rebellion gegen die gesetzgebenden Wahlen. Viele junge Algerier haben kein Vertrauen in die Parteien, die im Parlament vertreten sind. Für sie gehören die Parlamentarier ebenso wie die übrige Führungselite des Landes, zur einer kaum übersetzbaren Vokabel. Parlamentarier, die völlige Missachtung ihrem eigenen Volk zum Ausdruck bringen . Sie stellen sich die Frage, warum man Marionetten des korrupten und klientelistischen Systems der Generäle unterstützen sollte. Sie verdienen mit 3000 Euro das Siebenfache eines Gymnasiallehrers, bezahlen keine Miete und haben darüber hinaus privilegierten Zugang zu lukrativen und häufig dubiosen Geschäften.

2002. März, Präsident Abd el-Aziz Bouteflika erhebt die Berbersprache Tamazight zu einer offiziellen Sprache. Ursprünglich wollte er die Bevölkerung per Referendum über die Frage entscheiden lassen, ob die Sprache als „nationale Sprache“ anerkannt werden soll. Nach der Drohung mehrerer Führer der Berber-Minderheit, die Parlamentswahl am 30. Mai zu boykottieren, hat er sich offenbar zu diesem Schritt entschlossen. Einzige Staatssprache war bislang Arabisch, obwohl vor allem die Führungsschicht Französisch spricht.

2002. Zum Wahlgang am 30. Mai entfaltet die Macht all ihr Unterdrückungs- und Trickarsenal und dieser Kampf endet nicht ohne Gewaltanwendung. Mehrere Wahlzentren werden von der Bevölkerung angegriffen und in Besitz genommen. Hingegen entsinnt sich die Regierung für die Kabylei beeindruckende Sicherheitsmaßnahmen, um dort den Wahlgang durch falsche Stimmberechtigte zu versichern. Die FLN gewinnt die Mehrheit im Parlament mit 199 von 389 Plätzen, Präsident Bouteflika verlängert den Zeitraum in dem Ali Benflis als Regierungvorsitzender fungiert. Der Generalsekretär der FLN regiert nun ohne Koalition und kann die Minister nach seiner exklusiven Wahl ernennen. Die Kabylen zeigen seine falschen Vertreter an. Aït Ahmed schlägt die Rückkehr zum Vertrag von Rom vor. Der Nationale Rat der Lehrer steht in der vierten Woche im Streik.

2002. Nachdem der Innenminister die Endergebnisse bekannt gibt, teilt er auch mit, dass es bei gewaltsamen Protesten in der Kabylei einen Toten und drei Verletzte gegeben hat. In der Provinzhauptstadt Tizi Ouzou geht die Polizei mit Tränengas gegen Demonstranten vor. Geöffnete Lokale werden mit Steinen beworfen. Algerische Medien sprechen von Rauchsäulen über der Stadt. Für ausländische Journalisten ist die Kabylei schon vor der Wahl Sperrgebiet.

2002. Oktober:
Die Bevölkerung der Kabylei will die Kommunalwahlen am 10. Oktober boykottieren. Im September wurden in Algerien 123 Personen Opfer politischer Morde.
Am 11.Okt. Bei Kommunalwahlen hat die Regierungspartei FLN wie immer ihre Position verstärkt. Sie kontrolliert 668 von 1541 Kommunen und 43 der 48 größeren Städte.
Die algerische Armee beschuldigt islamistische Rebellen, 13 Schüler einer Koranschule ermordet zu haben. Seit Anfang des Jahres sind 1.100 Menschen in Algerien Opfer islamischer Angriffe geworden

 

2002. Oktober Die algerische Fluggesellschaft Khalifa Airways hat im Rahmen ihrer Flottenerweiterung zwei Boeing 777 von Boeing Aircraft Trading geleast. Die beiden zweistrahligen Großraumflugzeuge werden in den nächsten beiden Monaten ausgeliefert. Khalifa Airways wird die neuen 777 vor allem auf Routen von Algerien zu Zielen in Afrika und Europa sowie für Transatlantik-Verbindungen einsetzen.


2002. Dezember: Der in Frankreich noch vor kurzem als erfolgreicher algerischer Unternehmer gefeierte Rafik Khalifa ist in Ungnade gefallen. Denn seine Unternehmensgruppe ist ein Hindernis für westliche Investoren.

Die Ich-AG der Generäle, Geldwäche.... werft die Französische Justis Rafik Khalifa vor, mit 14000 Angestellte, die erste Privatbank Algeriens: El Khalifa Bank. Die erste private Fluggesellschaft Algeriens: Khalifa Airways. Die erste Arzneimittelfirma Algeriens: KRG Pharma. Das erste Nordafrikanische Unternehmen als Sponsor einer französischen Fußballmannschaft: Olympic Marseille. Dieser kometenhafte Aufstieg dauerte nur 10 Jahre und die Rede ist von der Algerie "Rafik Khalifa", 36 Jahre jung.


2003. Februar:
32 europäische Sahara-Reisende sind zum Teil seit Mitte Februar verschollen, unter ihnen 16 Deutsche. Mitte Mai wurde eine erste Gruppe von insgesamt 17 Urlaubern befreit, darunter sechs Deutsche. Seitdem wurde wiederholt über die Freilassung der verbliebenen 15 Geiseln spekuliert. Nach eine Lösegeld und Sicherheitsgarantien, die Entführer stimmen nach Informationen in Bamako einer Freilassung ihrer Opfer zu .

2003. 06 März. Flugzeugabsturz in Algerien.

Die Boeing 737-2T4(A) der Fluglinie Air Algerie stürzte am 06.03.2003 kurz nach dem Start um 15 h 45 in der Wüstenstadt Tamanrasset im Süden von Algerien ab. Ein Triebwerk des Flugzeugs hat nach dem Start Feuer gefangen. An Bord befanden sich 97 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder. Ein junger Soldat überlebte das Unglück schwer verletzt.
Tamanrasset liegt etwa 1300 Kilometer südlich von Algier.


2003. März: Jacques Chirac in Algier
40 Jahre nach dem Unabhängigkeitskrieg besucht der französische Staatspräsident Jacques Chirac Algier - "Neubeginn" der Beziehungen

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2003. 21 Mai. Nach dem katastrophalen Erdbeben mit fast 2000 Toten und 10000 Verletzten steht Algerien unter Schock. Das Beben vom Mittwochabend 21 Mai um 18 Uhr hatte die Stärke 6,7 auf der Richterskala und war das Schwerste in dem nordafrikanischen Land seit über 20 Jahren. Unter den Trümmern eingestürzter Wohnblocks wurden noch Menschen befürchtet. Am schwersten betroffen ist die Region um die Hauptstadt Algier im Norden und der östlich davon gelegene Verwaltungsbezirk Boumerdès. Die Auswirkungen der Erdstöße waren sogar auf der Mittelmeerinsel Mallorca zu spüren.

2003. Mai
Algeriens Präsident Abd el-Aziz Bouteflika entliess bereits zum fünften Mal in seiner vierjährigen Amtszeit einen Regierungschef, Benflis (58), ein langjähriger politischer Weggefährte Bouteflikas, hat in den vergangenen Monaten keinen Hehl mehr daraus gemacht, dass er im kommenden Jahr selber Präsident werden möchte.

2003. Mai:

Nach dem Erdbeben in Algerien mit mindestens 2162 Todesopfern hat sich die Wut der Bevölkerung über Versäumnisse der Regierung in Ausschreitungen entladen. Die Unglücksopfer und Experten Bauunternehmern und Behörden Korruption vorgeworfen. Durch die Schlamperei am Bau seien die Folgen des Bebens erheblich verschlimmert worden. Präsident Abdelaziz Bouteflika musste einen Besuch der Katastrophenregion unter einem Steinhagel abbrechen.


2003. Juli:

Nach zwölf Jahren Haft und Hausarrest kommen am Mittwoch 2. Juli 2003 in Algerien Abassi Madani und Ali Benhadj frei. Die beiden charismatischen Führer der Anfang 1992 um ihren Wahlsieg betrogen Islamischen Heilsfront (Fis) können auf ein Comeback hoffen.

2003. September:

Präsident Bouteflika hat sieben, abgesehen vom Justizminister vorwiegend technische Minister ersetzt. Damit ist der Machtkampf zwischen ihm und seinem früheren Vertrauten Benflis unbarmherzig in aller Öffentlichkeit ausgebrochen. Denn fünf der entlassenen Minister sind Anhänger von Benflis, der im Mai von Bouteflika als Regierungschef abgesetzt worden war.

2004. März:
Bei den Wahlen am 8. April werden gegen Präsident Abd el-Aziz Bouteflika vier andere Kandidaten antreten, unter ihnen der Generalsekretär der ehemaligen Einheitspartei FLN, Ali Benflis.

 

2004. März:
Die USA haben ein militärisches Engagement in Südalgerien. Berichte über einen festen Militärstützpunkt dementierten sie aber. Sie wollen gegen Terroristen vorgehen und sich in der Ausbildung der algerischen Armee engagieren.